Kritik zu Transformers 4: Ära des Untergangs

Vorneweg: Wenn du Schrotthändler aus Leidenschaft bist, dann wird dir bei diesem Film das Herz aufgehen. Du wirst das Verlangen haben, sofort deinen Truck zu starten und all das wertvolle Recycling-Material einzusammeln, damit daraus was Vernünftiges gemacht werden kann; z.B. Herzschrittmacher.

Wenn du allerdings dein Auto jeden Sonntag zum Spazieren ausführst, es zärtlich mit Wachspolitur einreibst und ihm abends Kinderlieder vorsingst, meide den Film; weil alles, was man da so sieht, wird entweder zerstört oder von Frauen in zu kurzen Shorts verdeckt.

Aus dem Bild!!! Ich seh nichts!!!!

Das generelle Gesamterlebnis

Fangen wir mit dem allgemeinen Eindruck an: Du gehst ins Kino, erwartest eine gefühlvolle Story, tiefsinnige Dialoge, mitreißende Leidenschaft und zwischenmenschliche Canyons.

Das ist natürlich totaler Quatsch! Du wirst diesen Film vermutlich sehen wollen, weil du die anderen Transformer-Teile gesehen hast, weil du damit deine Kindheit verbindest oder einfach nur eine komische sexuelle Anziehung zu scharfen metallischen Gegenständen verspürst. Und was du erwartest, bekommst du auch! Somit lässt sich der Film mit folgender Inhaltsangabe zusammenfassen:

Sonnenuntergang. Shorts. KRAWUMM!!!!
Shorts. Sonnenuntergang. BÄNG!!
KNALL!!!!! KRABLING!!!! WUMMS!!!
Sonnenuntergang. BÄMM BÄMM BÄMM!!!!
Kurzer Rock. BÄNG BÄNG BÄNG
KRAWUMMS KNALL BÄNG WUMMS
BOING!!!

Natürlich lässt sich so jeder Michael-Bay-Film beschreiben und das ist (vermutlich) auch gut so; denn man bekommt genau das, wofür man Geld bezahlt hat.

Transformers 4 legt in Europa einen späteren Start hin als im Rest der Welt, weil der anscheinend nicht so Fußball-fanatisch ist. Das bringt uns in die Position, jetzt schon die allgemeine Stimmung über den Film in Erfahrung zu bringen und das mit den Einspiel-Ergebnissen zu vergleichen.

Transformers 4 bricht viele Rekorde; er ist sogar der erfolgreichste Film aller Zeiten in China. Dennoch muss er ein vernichtendes Kritikerurteil über sich ergehen lassen: 17% auf Rottentomatoes.com (wobei immerhin 58% der Nicht-Profi-Kritiker der Film gefallen hat) und ein vermutlich enttäuschter Blick von Michael Bays Mutter. Hat der Film das verdient?

Nein, nicht wirklich. Man wäre enttäuscht, wenn man 15 Euro für eine Kinokarte zahlt, sich zwei Stunden langweilt und sich während des ganzen Films überlegt, wie man seine Unterhosen noch effektiver falten könnte. Das wäre schlimm! Stattdessen bekommt man 167 Minuten volle Action auf die Augen und in die Ohren; vielleicht sogar zu viel. Zuschauer über 30 Jahre werden nach 120 Minuten Gehirnverstopfung bekommen und der Rest des Films könnte zu einem Action-Brei verkommen. Schade eigentlich, denn an visueller Liebe mangelt es nicht.

Der visuelle Eindruck

Michael-Bay-Filme werden grundsätzlich nur während eines Sonnenuntergangs gefilmt. Das ist der Grund, warum die Crew eine alte Concorde aufgekauft hat und der Sonne in einem atemberaubenden Wettrennen hinterher reist.

„Das goldende Licht“ gibt nahezu jeder Szene vollkommene fulminante Sättigung und herzzerreißenden Epos; sei es das explodierende Hochhaus, Mark Wahlberg beim Pudding essen oder ein Storch beim Kacken. Der Film nutzt dieses Stilmittel schamlos aus – aber was soll’s. Es sieht hübsch aus!

Sonnenuntergangscollage by Michael Bay

Wer wissen möchte, wie man sich als Hobbit fühlt, kann Transformers 4 übrigens auch gut als Halbling-Simulator nutzen: Alles wird grundsätzlich von schräg unten gefilmt. Da sollte man seine Nasenhaare gut gekämmt haben!

Ansonsten wird man bombardiert mit Explosionen, umherfliegenden Kleinstteilchen, absplitternden Metallstücken und äußerst detaillierten Transformers. Doch auch, wenn soviel passiert, verliert man nur selten den Überblick. Das 3D erzeugt keine Kopfschmerzen, die eingeworfenen Zeitlupen geben dem Gehirn eine Pause und man kann Freude daran haben, einfach nur die Action zu genießen. OK, nach einiger Zeit wird es, wie erwähnt, vielleicht zu viel, aber das ist subjektiv und sollte keinem Hollywood-Regisseur vorgeworfen werden. Wir halten die deutsche National-Elf ja auch nicht davon ab, jetzt mal aufzuhören, Tore zu schießen („Jetzt ist aber mal gut, Jungs! Die armen Brasilianer!“).

Der Film ist übrigens in bunt!

Die Story

Tjaaaaa… Die Story. Die Story ist die Grundlage jeder Geschichte. Vielleicht ist es sogar dasselbe, je nachdem, wie gut man Englisch kann. Die Story ist es, die das visuelle Bild vorantreibt und den Zuschauer bei der Stange hält. Interessiert man sich für die Charaktere? Will man wissen wie es weitergeht? Wenn man diese Fragen beide mit „Nein“ beantwortet, sieht es schlecht aus für die Unterhaltung.

Age of Extinction ist nun der vierte Teil der Reihe; nach der ersten erfolgreichen Trilogie hat es sich das Produktionsstudio natürlich nicht nehmen lassen, direkt die nächste nachzulegen. Doch dafür benötigt man wenigstens eine interessante geschichtliche Grundlage. Reicht das für diesen Film? Ja. Auch wenn man keine Oscar-Leistung erwarten darf, ist es genug, um den Übergang von der einen Massen-Karambolage in die nächste zu rechtfertigen. Vorhersehbar? Vielleicht. Langweilig? Nicht unbedingt.

Achtung Spoiler: Transformers sind größer als Menschen!

Grundsätzlicher Tipp: Gehirn abschalten und keine Handlungen hinterfragen! Das hilft auch, um gut durchs Leben zu kommen.

Der Cast

Mark Wahlberg, Nicola Peltz und Jack Reynolds; einer hübscher als der andere. Hier entscheidet sich beim ersten Blick: Wirken die sympathisch auf mich? Würde man mit diesen Menschen „Die Siedler“ spielen wollen? („Marky, ich gebe dir zwei Schafe für ein Lehm!“)

Falls das nicht der Fall ist: Schlecht, denn man verbringt mindestens drei Stunden seines Lebens mit ihnen. Aber genauso wie die Story reicht die Sympathie aus, um die Action über die Runden zu bringen. Die kurzen Shorts helfen dabei auch!

Die weiteren Darsteller bestätigen ihre archetypischen Vorlagen: Der umsorgende Super-Ingenieur-Vater mit früh verstorbener Frau, das nahezu erwachsene Eye-Candy-Girl, der rebellische Eye-Candy-Boy-Freund, der tattelige Wissenschaftler-Nerd, der bekiffte Surfer-Familienfreund, der exzentrische Billionär mit Weltherrschaftsambitionen, der morallose Agenten-Killer und die karatefähige chinesische Konzern-Geschäftsfrau. Für jeden ist etwas dabei!

Der Bumms auf die Ohren

Wenn man schon einen Film sehen will, der die Kinotechnik voll ausnutzt, dann sollte man Transformers 4 nicht meiden. Hier schäppert‘s und rappelt‘s im Karton, bis der Arzt kommt! Allein die außergewöhnlichen basslastigen Soundkreationen sind es wert, einfach mal die Augen zu schließen und den Film vor dem inneren Auge ablaufen zu lassen. Unter Umständen kommt man sich dann zwar vor wie im Bergwerk, aber es hilft, dass die durch Explosionen abgelöste Retina wieder an ihren Platz rückt.

Der Soundtrack ist wie man ihn erwartet: Martialisch, metallisch, heroisch und selten sanft. Untermalt man seine alltägliche Büroarbeit damit, wird man zum Held mit Kugelschreiber. Excel-Tabellen werden auf einmal zum Werkzeug auf dem Weg zur Bekämpfung des Bösen. Passt also!

Die Transformers

Und nun zum Wichtigsten: Den Transformers. Meine Erinnerungen an die TV-Serie und die Spielzeuge sind verblasst, weshalb ich hier einfach mal mein unbeflecktes 12-jähriges Ich raushängen lassen kann: Cooool!!!! Was soll man dazu noch sagen? Es sind Roboter, sie verwandeln sich in Autos, Hubschrauber und andere Sachen. Sie tragen Schwerter, feuern Raketen ab und haben immer einen lustigen Spruch auf den Lippen – mit Ausnahme von Optimus Prime, der ist ´ne Spaßbremse.

Will man da mehr? Mein 12-jähriges Ich sagt nein. Der Hardcore-Fanboy sagt vielleicht etwas anderes, weil er auch etwas anderes erwartet; diese Diskussion dürft ihr in den Kommentaren haben!

Allerdings hatte ich ziemliche Probleme (wie bei allen anderen Teilen auch), die Gesichter der Metalloiden zu erkennen. Deshalb habe ich mir gedacht, mal Googles Gesichtserkennung über alle Pressebilder laufen zu lassen:

Nichtmal Google kann Transformer-Gesichter erkennen. Und Google ist wie Internet-Gott!

Und siehe da: Selbst mein Computer erkennt die Transformer-Gesichter nicht (nur Eye-Candy-Girl und Boy). Da fragt man sich doch, ob die Transformer das selbst können?

Fazit

Popcorn-Kino! Nicht mehr und nicht weniger. Dieser Film ist für die große Leinwand und die großen Boxen gemacht. Wenn dir alle anderen Transformers-Teile gefallen haben (oder kurze Shorts oder Explosionen oder Sonnenuntergänge), wirst du nicht enttäuscht (so wie Michael Bays Mutter)!

Björn Falszewski
9. Juli 2014
Disclaimer
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